Sie war es leid, ihren Freunden beim Üben zuschauen zu müssen, also schnappte sie sich ein Skateboard und probierte es selbst aus. Übung führte zum Fortschritt und dieser Fortschritt wurde zur Leidenschaft. Schnell wurde der Skatepark zum zweiten Zuhause, und es schadete nicht, dass sie nun ihre Freunde herausfordern konnte. Ihr Können unter Beweis zu stellen und ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen war der einzig richtige Weg.
Wann hast du mit dem Skaten angefangen?
Eher zufällig als ich 15 Jahre alt war habe ich mit dem Skaten angefangen. Dort wo ich wohnte (Bergerac) wurde ein Skatepark gebaut, also hing ich dort mit meinen Freunden ab und begann zu skaten. Nur Zuschauen wurde mir schnell zu langweilig, weshalb ich mir das Board schnappte und mich von einem Tag auf den nächsten komplett reinhing. Ich war richtig motiviert, besser zu werden. Ich war täglich dort, nicht nur wegen meiner Freunde, sondern auch weil ich mich ins Skaten verliebt habe. Selbstverständlich hat es mich noch mehr motiviert, meine Freunde herauszufordern und zu beweisen, was ich drauf hab.
Was ist das Beste, was dir dein Sport beigebracht hat?
Ich denke Skaten hat mich gelehrt, meine Grenzen zu überschreiten. Es gab Tage, an denen ich davon träumte, bestimmte Tricks zu können. Dann habe ich mich dahinter geklemmt und trainiert bis es geklappt hat. Als ich anfing hätte ich mir nie träumen lassen, dahin zu kommen, wo ich nun bin. Das gab mir eine Menge Zufriedenheit und Selbstvertrauen, zu erkennen, dass du nach jedem Fall wieder aufstehen musst. Wenn du nicht aufgibst, kannst du alles schaffen.
Welchen Rat hast du für junge Mädchen, die mit dem Skaten oder Sport generell anfangen wollen?
Mein Rat ist es, einfach dem nachzugehen, was dir gefällt und dich nciht darum zu kümmern, was andere darüber denken. Beim Skaten fällst du jeden Tag hin, und das passiert jedem. Jeder startet als Anfänger. Zöger nicht, deinen Träumen zu folgen und mit dem Skateboarden zu starten, egal ob es unmöglich scheint. Du solltest im Skatepark Freunde zu finden und einen Haufen guter Freunde um dich zu haben. So könnt ihr gemeinsam üben und die Leidenschaft zum Sport teilen. Die Idee ist es, sich auf das zu konzentrieren, was du tun willst und nicht, was andere darüber denken.
Worauf bist du am meisten stolz?
Rückblickend bin ich stolz darauf, 2018 und 2019 (vor dem Ende dieses Wettbewerbs durch Covid) mehrere Saisons am World Cup „Vans Park Series“ Tour Pro teilgenommen zu haben. Tatsächlich war ich die einzige Europäerin, die ausgewählt wurde und unter den Top 15 landete. Ich habe mit diesen Wettbewerben begonnen, als ich etwa 19 Jahre alt war. Zu dieser Zeit vergötterte ich die Girls, die ich bei diesen Wettbewerben traf. Ich trat gegen Gewinner der X-Games und andere große Skateboard-Stars an. Für mich, die in Dordogne, Frankreich, angefangen hat, war es am anfangs aufregend und schwierig, alleine um die Welt zu reisen. - Nur um mir bei meinen ersten Erfahrungen mit den riesigen Schüsseln einen Tritt in den Hintern zu holen (lacht). Ich bin stolz auf mich, dass ich durchgehalten habe. In Bordeaux arbeitete ich hart an mir, in Skateparks, die eindeutig nicht die modernsten waren, um meine Ziele zu erreichen und jedes Mal stärker zurückzukommen. Ich bin froh, durch diese Reisen echte Freunde gefunden zu haben sowie selbständiger und besser geworden zu sein.
Erinnerst du dich an den Moment, an dem dir klar wurde, dass Skaten eine Karriere für dich sein könnte?
Ich erinnere mich, dass der Moment, in dem ich das Gefühl hatte, dass Skateboarding eine professionellere Wendung in meinem Leben nehmen könnte, war, als ich bei der Continental Stage der Vans Park Series in Schweden den 2. Platz in Europa (hinter einem Amerikaner mit doppelter Staatsbürgerschaft) belegte. Ich war dort mit dem französischen Team, das mir für diesen Wettbewerb ein Ranglistenziel gegeben hatte, um in das zukünftige Olympiapark-Skateteam aufgenommen zu werden. Ich stand unter großem Druck, da es mein erster internationaler Wettkampf war, und dann auch noch im Ausland. In dem Moment, als ich auf dem Podium stand und mein zukünftiger Sponsor mir gratulierte, wusste ich, dass sich etwas ändern würde. Ein paar Monate später nahm ich an der ersten Etappe der World Cup Pro Vans Park Series in Sao Paulo, Brasilien, teil und unternahm mit Vans eine Drehreise nach Indonesien.
Hast du jemals gedacht, du kannst kein (Sport-)Profi werden, weil du eine Frau bist? Was hat deine Meinung geändert?
Ich hatte nie Zeit, mich zurückzulehnen und darüber nachzudenken, wie meine Zukunft im Skateboarding aussehen würde, gerade als Frau. Als ich mit dem Skateboarden anfing, habe ich nicht darüber nachgedacht, welche Hindernisse sich mir in den Weg stellen würden. Ich habe mich einfach dazu entschieden und mir gesagt, dass ich versuchen würde, meinen Idolen gleichzukommen, unabhängig vom Geschlecht. Ich habe mir in den Kopf gesetzt, möglichst viele Fortschritte zu machen, mir Ziele gesetzt und versucht zu sehen, wie weit ich damit kommen würde. Natürlich habe ich immer daran gedacht, dass es mein Traum wäre, jeden Tag und an großartigen Orten skaten zu können, und es hat mich motiviert zu sehen, dass einige Frauen genau dies geschafft haben.
Glaubst du, dass Frauen im Sport gesellschaftlich genug Anerkennung und Represäntation erhalten? Wenn nicht, was würde deiner Meinung nach dazu beitragen, eine gleichberechtigtere Repräsentation zu erreichen?
Ich denke, alles bewegt sich in die richtige Richtung. Die Skateboard-Industrie versucht, Frauen in Skateboard-Projekte, in Pro-Teams, und Events zu integrieren. Ich denke, dass auch viele Frauen darauf drängen, weil es nicht ohne Hindernisse geht und diese Demokratisierung von Pro-Frauen und Pro-Models ziemlich neu ist. Ich versuche, mich mit Marken zu umgeben, welche die Gleichberechtigung im Skateboarding fördern. Ich habe auch gesehen, dass bei den meisten Wettbewerben die Idee des gleichen Preisgeldes zwischen Männern und Frauen auftaucht, das war großartig und hat einigen Debatten ein Ende gesetzt.
Wie hat Social Media deiner Meinung nach dazu beigetragen, die Wahrnehmung des professionellen Frauensports zu verändern?
Ich denke, dass Social Media ermöglicht hat, Skateboarding in die Gesellschaft zu integrieren. Früher musste man nach dem neuesten Magazin Ausschau halten, Videos kaufen und später im Internet nach diesen suchen, um den Profis zu folgen. Ich denke, dass Skater dank Instagram bekannt werden konnten, ohne reisen zu müssen oder das richtige Umfeld zu haben. Es hat ihnen ermöglicht, sich gegenseitig zu beobachten, sich gegenseitig zu inspirieren, Fortschritte zu machen und sich gegenseitig herauszufordern. So konnten wir Frauen, die Skateboard fahren und auf den Spots in der Minderheit waren, feststellen, dass noch so viele weitere Frauen Skateboard fahren. So haben wir uns inspiriert. Social Media ist für professionelle Skateboarder ganz klar eine Möglichkeit, dieses positive Image zu vermitteln, um andere zu inspirieren. Es hilft auch dabei, Sponsoren zu gewinnen, Sichtbarkeit zu schaffen, Neuigkeiten zu teilen, sowie Clips und Fotos. Es ist also ein wichtiges Werkzeug.
Wenn du die Möglichkeit hättest: Was würdest du aus der Sicht einer Frau an deinem Sport ändern?
Am Skateboarden würde ich nichts ändern. Skaten ist etwas, was man mit Leidenschaft macht. Niemand tut sich gerne weh, wenn du übst, dann weil du es wirklich magst. Ich wünsche mir nur, dass einige engstirnige Menschen verstehen, dass wir alle im selben Boot sitzen und es an jedem selbst liegt, mal über den Tellerrand zu schauen. Skateboarding ist für mich eine Lebenseinstellung, die auf gegenseitiger Hilfe, Freundschaft und Respekt basiert. Skateboarding gehört nicht nur den Männern, sondern allen Menschen mit Leidenschaft.